Eines der prägendsten Attribute von Spiel ist die Entscheidung auf Seiten des Spielers. Um den rein strategisch-logischen Entscheidungen auch interpretativ-subjektiv-narrative entgegen zu setzen, habe ich mir basierend auf Kohlbergs „Heinz-Dilemma“ und der Punktevergabe des „Lexikon-Spiels“ das Seminarspiel „Skrupel“ ausgedacht. Interessanterweise kommt es im Verlauf des Spiels bisher stets zu einem Kippen zwischen präkonventionellem und postkonventionellem moralischen Verhalten einiger Spieler: Sollen die Entscheidungen altruistisch-ehrlich (Einstieg, 3. Stufe) oder egoistisch-gewinnorientiert (Kippen, 2. Stufe) gefällt und erzählt werden?
Skrupel ist ein einfaches, schnelles Spiel für eine beliebig skalierbare Gruppe mit nachfolgender Debriefinganweisung. Ziel des Spiels ist es auf den ersten Blick, einzuschätzen, wie die Mehrheit der Mitspieler/innen sich in einem moralischen Dilemma (nach Lawrence Kohlberg) entscheiden würde. Auf den zweiten Blick geht es aber um eine ganz andere moralische Frage als die, die im Spiel gestellt werden. Was ist mir wichtiger: Ein gutes Spiel mit verblüffenden Einsichten in das Denken meiner Mitspieler zu spielen – oder das Spiel zu gewinnen?
Das Spiel ist beliebig erweiterbar und ein guter Einstieg in die Diskussion sowohl um Moralfragen als auch um die Natur des Spiels.
Link: Skrupel: Anleitung mit drei Beispielfragen und Debriefingvorschlägen (110 KB PDF)
TED-Videoempfehlung von Martina Dierks zum Thema:
https://www.ted.com/talks/michael_sandel_what_s_the_right_thing_to_do
„Is torture ever justified? Would you steal a drug that your child needs to survive? Is it sometimes wrong to tell the truth? How much is one human life worth? In the „Justice“ program that bears his name, Harvard professor Michael Sandel probes these questions — and asks what you think, and why.“