Was man beim GBL-Spieldesign beachten sollte

Wenn man sich an das Design eines ‚Lernspiels‘ heran wagt, hier ein paar Vorschläge, um das Spiel in seinen Aspekten besser beschreiben zu können:

  1. Lernziel?
  2. Zielgruppe?
  3. Anzahl und Art der Spieler?
  4. Situation?
  5. Dauer?
  6. Motivation?
  7. Gamedesign?
  8. Integration von Spiel und Lerninhalten?
  9. Rechtfertigung der Wahl des Mediums „Spiel“ und dieser Form des Spiels?
  10. Spielergonomie?
  11. Umwidmung?
  12. Spielmaterial?

1. Lernziel:

  • Welche Art von Wissen, Fähigkeit, Einstellung oder Erfahrung soll erreicht oder durch das Spiel herausgefordert werden?
  • Welche Reaktion des Spielers wird angestrebt? Motivation und Aktivierung? Neugierde wecken und Impulse geben? Verfestigung und Übung von Lernstoff? Abfrage und Bewertung von vorhandenem Wissen und Kompetenzen? Strategieentwicklung? Widerstand, Reflexion und Kritik herausfordern?
  • Ist es ein Komplex verschiedener Lernziele oder nur ein einzelnes Faktum, das nahe gebracht werden soll?
  • Soll es Kenntnis eines ‚geregelten Systems‘ oder der ‚Regeln des Systems‘ vermitteln? (faktisch-reproduktiv / funktional-produktiv / kritisch-reflektiv)

2. Zielgruppe:

  • Wer soll das Spiel spielen?
  • Wen soll es ansprechen?
  • Was kann man an Vorwissen, Fähigkeiten, Einstellungen betreffs des Spielthemas bei den potenziellen Spielern voraussetzen?

3. Anzahl und Art der Mitspieler:

  • Für wie viele Spieler ist das Spiel ausgelegt?
  • Gibt es eine benötigte fixe Anzahl, eine Mindest- oder Maximalanzahl an Spielern, eine durch eine bestimmte Gruppengröße teilbare Anzahl an Spielern?
  • Ist das Spiel ggf. je nach Teilnehmerzahl spontan skalierbar?
  • Können Spieler während des Spiels dazu kommen oder gehen?
  • Sollen die Spieler in ihrer Art homogen sein, d.h. z.B. „nur Lehrer“, „nur Schüler“ etc. oder kann jeder mitspielen?
  • Gibt es unter den Spielern Sonderrollen, die besetzt werden müssen (Mindestanzahl)?
  • Gibt es neben den Spielern auch Sonderrollen wie z.B. „Schiedsrichter“, „Moderator“, „Beobachter“, „Kommentator“, „Protokollant“?
  • Benötigt man einen speziellen Spielleiter oder erfahrene Spieler?
  • Müssen erfahrene Spieler eventuell ausgeschlossen werden?

4. Situation:

  • Wo und unter welchen Bedingungen soll das Spiel gespielt werden?
    (in der Schule als Lerneinheit; zu Hause aus Neugierde; unterwegs zum Spaß)
  • Gibt es Ablenkungen? Aufsicht/Spielleiter? Hindernisse? Bedingungen?

5. Dauer:

  • Wie lang soll das Spiel ungefähr dauern?
  • Wie lange benötigt die Erklärung der Spielregeln?
  • Hat das Spiel überhaupt eine angebbare ‚Länge‘? Muss das Spiel ggf. irgendwann abgebrochen werden?
    (Beispiel: eine 5-Minuten-Pause; eine knappe Schulstunde; ein Tag; eine Projektwoche; ein Schuljahr; lebenslang?)

6. Motivation:

  • Welcher Art Motivation(en) hält den Spieler im Spiel, bringt dazu, es mehrmals zu spielen oder fordert heraus, es zu meistern?
    (z.B. ansprechende, sich entwickelnde Geschichte; visuell oder haptisch ansprechend; persönliche Relevanz; Wettkampf mit Highscore und Leaderboard; siehe z.B. Kellers and Spitzers Motivationstheorie oder Bartles Spielertaxonomie)

7. Gamedesign:

  • Was sind die basalen Regelmechanismen?
  • Gibt es genug Möglichkeiten zur Interaktion zwischen den Spielern?
  • Gibt es genug Möglichkeiten für bedeutungsvolle Entscheidungen?
  • Was sind die narrativen Elemente?
    (z.B. Strategie, Action, storydriven adventure, Puzzle, Kommunikation und Interpretation. Weiterhin: basale Metaphern, Kontextualisierung, Dramaturgie, bedeutungsvolle Entwicklung der Storyline, ansprechende Charaktere etc.)

8. Integration von Spiel und Lerninhalten:

  • Was ist die Beziehung zwischen Spielmechanismen, narrativen Elementen und den Lerninhalten?
  • Unterstützen sich diese gegenseitig?
    (arbiträr (willkürlich): Spiel als Belohnung für Lernen; kausal: Gelerntes wird benötigt, um weiter zu spielen; external: Spiel ist Basis für Rückschlüsse über die Natur des/dieses Spiels. Ist das Spiel gerechtfertigt kompetitiv, teambasiert, kooperativ; sind Quiz- oder Zufallselemente angebracht? etc.)

9. Rechtfertigung der Wahl des Mediums „Spiel“ und dieser Form des Spiels:

  • Ist für diese spezifische Aufgabe diese Art Spiel die beste oder naheliegendste Wahl?
  • Was sind die spezifischen Stärken und Schwächen des Mediums in diesem Fall?
  • Gäbe es andere Möglichkeiten, ein Spiel mit diesem Lernziel zu gestalten?
  • Wie würden das Lernziel in anderen Medien dargestellt?
    (Z.B. Interaktivität; Adaptivität; Konfigurierbarkeit; Umwidmung; Einsatz oder Exklusion bestimmter Sinne; affektiver Anspruch; Zugänglichkeit des Regelsystems etc.)

10. Spielergonomie:

  • Ist das Spielen ausbalanciert und fair? Und wenn nicht, ist es das aus einem guten Grund?
  • Ist das Interface oder das Regelsystem einfach zu verstehen und zu nutzen?
  • Ist die Spielmetapher eingängig?
  • Ist die ästhetische Gestaltung des Spiels ansprechend und angemessen?

11. Umwidmung:

  • Wie frei kann das Spiel in seinen Regeln und Narrationen gehandhabt werden?
  • Kann das Spiel in seinen Regeln, Narrationen, Inhalt, visuellen Elementen etc. geändert werden?
  • Gibt es dazu vielleicht sogar eine Option, einen Editor oder indirekte Aufforderung?
  • Ist das Spiel unter einer Creative Commons Lizenz verbreit- oder veränderbar?

12. Spielmaterial:

  • Benötigt man eine Spielleitung?
  • Welches Material wird benötigt, um das Spiel zu spielen?
  • Ist das Spiel leicht transportierbar?
  • Ist das Spiel einfach herzustellen?
  • Ist es einfach zu vervielfältigen?
  • Lässt es sich komplett als (Druck)Datei handhaben?
  • Ist es (als digitales Spiel) an einen bestimmten Computertyp oder eine bestimmte vorliegende Software gebunden, um gespielt oder hergestellt zu werden?
  • Ist ggf. die Copyright-Frage der verwendeten Materialien geklärt?