Ringvorlesung „Medienbildung zwischen Utopie und Praxis“

Mit Blick auf die gesellschaftliche Relevanz von Medien und Bildung stehen theoretische Perspektiven und euphorische Utopien nicht selten praxisorientierten Projekten oder teils ernüchternden Erfahrungen aus dem pädagogischen Tagesgeschäft gegenüber.

Die Ringvorlesung „Medien & Bildung“ möchte im Wintersemester 2012/2013 einen interdisziplinären Raum schaffen, um dieses Spannungsfeld zwischen – im weitesten Sinne medienpädagogischen – Visionen und Forderungen sowie tatsächlichen Praxen und Förderungen in den Blick zu nehmen und zu diskutieren. Es soll verdeutlicht werden, warum beides notwendig ist: einerseits die Beschäftigung mit Hintergründen und Zusammenhängen, die nicht selten geprägt sind von einer idealisierenden Sichtweise auf aktuelle technologische, soziale und kulturelle Veränderungen; andererseits die Reflexion der Praxis und damit eine Auseinandersetzung mit alltäglichen Problemen, Hindernissen, Risiken – aber auch mit Chancen, Erfolgen, Veränderungen.

Ausgangspunkt der Vortragsreihe sind Kontroversen zwischen VertreterInnen von Utopie und Praxis, zwischen Hoffnung und Wirklichkeit, zwischen Euphorie und Ernüchterung. Ziel ist es, einen Rahmen für die Weiterentwicklung zeitgemäßer Medienbildung zu schaffen und damit Möglichkeitsräume für ein gemeinsames (Weiter-)Denken zu eröffnen.

Zu Science | Fiction | Realities
(Wey-Han Tan)

„Mein Interessenschwerpunkt liegt auf dem Bildungspotenzial von Spielen. Damit sind nicht nur Computerspiele gemeint, sondern Spiele aller Art. Medien sind Simulationen der Realität. Das Spiel als Medium spannt nun einen medialen Raum auf, der zum Mitmachen, Umdeuten, Aneignen auffordert – es ist in diesem Fall eine ganz besondere Art der Simulation, die Veränderung ihrer eigenen Regeln und Begründungen zulässt, vielleicht sogar begrüsst – oder darauf angewiesen ist, um nicht nur sicher, sondern auch stets neu und aufregend zu bleiben.

Medien im allgemeinen besitzen das Problem – und die Stärke – das sie bei beständigem Gebrauch kulturell ‚unsichtbar‘ werden. Sie sind, sozusagen, eingefleischt, wir benutzen sie fast automatisch. Wenn Sie am Morgen als erstes auf Ihre Lieblingsnachrichtenseite gehen oder in einem Sozialen Netzwerk etwas posten, dann denken sie über diesen Vorgang vielleicht genau so wenig nach, wie frühere Generationen über das Aufschlagen der Morgenausgabe der Zeitung oder das Gespräch unter Kollegen über das Fernsehprogramm des Vortages. Üblicherweise liefern Medien nicht die Anweisung zu ihrer eigenen Veränderung mit – dies muss vom Nutzer (und/oder technischer Entwicklung) ausgehen.

Ähnliches gilt in gewisser Weise auch für die hier vorgestellten Ansätze und Projekte. Diese betreffen einerseits technische Medien wie z.B. mobile Tablets, Handies oder Spiele, die uns im Lehrkontext noch bzw. nur auffallen, weil sie ungewöhnlich sind und noch keine Tradition ihres Einsatzes existiert. Andererseits wird hier aber auch die soziokulturelle Rahmung ihres Einsatzes angesprochen, ggf. verändert, vielleicht in Frage gestellt. Dies ist ein ganz anderes, unsichtbares Medium.
Wie, hatten wir uns vorgestellt, wird sich Schule – und unser Konzept von instutionellem Lernen – durch Sprachlabore, Videoabspielgeräte, Lernprogramme, Web 2.0 Tools verändern? Was ist eingetreten? Wo zeigen sich die subtilen Spuren dieser Veränderung, die heute bereits ‚unsichtbar‘ sind in dem Sinne, als dass sie noch da sind, aber nicht mehr wahrgenommen werden?

Science, Fiction und Realities verändern sich hier in ihrer gegenseitigen Erwartung.“

Übersicht über die Veranstaltungen

15.10.2012 – 02.02.2013, Dienstags, 18 – 20 Uhr
Universität Hamburg, Von-Melle-Park 8, 20146 Hamburg
Raum 504 (5. Stock)

Aktueller Trailer zur jeweils nächsten Veranstaltung unter http://mms.uni-hamburg.de/utopie

[vimeo]http://vimeo.com/51138681[/vimeo]

  • 16.10.2012 »Einführung: Science | Fiction | Realities«
    Christina Schwalbe, Ralf Appelt, Wey-Han Tan, Andreas Hedrich, Alexander Unger (Uni Hamburg)
  • 23.10.2012 »Koevolution – zur Theorie und Praxis der Medienbildung«     
    Torsten Meyer (Uni Köln)
  • 30.10.2012 »Keine Bildung ohne Medien«    
    Ilka Goetz (BITS 21, Berlin)
  • 06.11.2012 »Lernen 2.0 – Wunsch oder Wirklichkeit?«    
    Lisa Rosa (LI Hamburg)
  • 13.11.2012 »Open Educational Ressources – Pro und Contra«
    Felix Schaumburg (Gesamtschule Wuppertal), Marc Frye (Cornelsen Schulbuch Verlag)
  • 20.11.2012 »Das Projekt Paducation – Mobiles Lernen an der Schule«    
    Christian Lenz (Schulleiter Kurt-Körber-Gymnasium Hamburg), Ingo Kriebisch (LI Hamburg)
  • 27.11.2012 »Partizipatives Lernen mit digitalen Medien in der Schule«    
    Kerstin Mayrberger (Uni Augsburg)
  • 04.12.2012 »Kontrollverlust für Schule und Lehrer durch digitale Medien« 
    Jöran Muuß-Merholz (Jöran & Konsorten)
  • 11.12.2012  »Die Wissensgesellschaft – eine moderne Utopie«    
    Rudolf Kammerl (Uni Hamburg)
  • 18.12.2012 »Das Handy im Bildungsbereich – zwei Perspektiven«
    Daniel Seitz (Mediale Pfade), Klaus Küchmeister (LI Hamburg, Referat Medienpädagogik)
  • 08.01.2013 »RePlayMe – digitale Spiele zur Förderung der Lesekompetenz«
    Silke Günther (Uni Hamburg)
  • 15.01.2013 »Medienbildung als gesellschaftliche Aufgabe«
    Carsten Brosda (Leiter des Amtes für Medien, Hamburger Senatskanzlei)
  • 22.01.2013 »… und alle so: Yeaahh!! – Pädagogische Nutzung partizipativer Medien und Partizipationsmöglichkeiten Jugendlicher«
    Niels Brüggen (JFF – Institut für Medienpädagogik, München)
  • 29.01.2013 »Von der Schulhomepage zum Schulblog«
    Daniel Röhe (Schulleiter Bugenhagen Schule Hamburg)

Nähere Informationen zur Vortragsreihe „Medien & Bildung“ sowie einen Einblick in frühere Themen gibt es unter diesem Link:
http://mms.uni-hamburg.de/blogs/medien-bildung/